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Tilman Brand von     Kristina Koebe

Die „Timurbewegung“ der DDR im Spiegel der Pädagogischen Lesungen

Universität Rostock, Arbeitsstelle Pädagogische Lesungen, 1.4.2022

https://doi.org/10.18453/rosdok_id00003607

Abstract: Der vorliegende Beitrag konturiert zunächst die Herausbildung der Timurbewegung in der DDR, um dann die damit verbundenen pädagogischen und gesellschaftlichen Zielstellungen genauer zu beleuchten. Anhand der überlieferten Pädagogischen Lesungen zu diesem Thema werden Intentionen der involvierten Fachkräfte und die daraus entwickelten Methoden der angeleiteten Timurarbeit in den 1970er und 1980er Jahren im diachronen Verlauf betrachtet. Dabei wird eine sich verändernde Bezugnahme auf das legitimierende Narrativ, Gaidars Jugendroman „Timur und sein Trupp“, konturiert. Hier wird deutlich, dass die Timurarbeit mit Kindern in der DDR weniger im Dienste der praktischen Unterstützung von Bedürftigen als vielmehr zur Umsetzung von Erziehungszielen im Kontext der „Herausbildung sozialistischer Persönlichkeiten“ befördert wurde. Die Autorinnen verdeutlichen, dass sie dies nur mit starker Lenkung für realisierbar halten und deshalb zentrale im Roman geschilderte Helferformate in eigene, stark angeleitete, organisatorische Lösungen überführen. Auch dieser versuchte Spagat verhindert wohl, dass das zweifellos vorhandene Potential der literarischen Vorlage für eine hohe intrinsische Motivation der beteiligten Timurhelfer*innen wirklich zum Tragen kam. Die Timurhilfe ist und bleibt in diesen beiden Dekaden ein an Lehrkraft oder Pionierleiter*in gekoppeltes Format.

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